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  • Situation 20, Rue de la Poste | L-7730 Colmar-Berg
  • Bauherr Le Fonds du Logement
  • Realisierung 2015-2018
  • Team Jonas Architectes Corinne Stephany, Jean-Marc Salmon, Guy Majerus

Zur Geschichte

Fast herrschaftlich kommt es daher, dieses historische Gehöft aus dem 18. Jahrhundert, dass im Dorfkern von Colmar-Berg steht. Es erzählt von einer Zeit, als dieser Ort noch ein echtes Bauerndorf war, mit vielen und zum Teil großen Höfen. Eine längst vergangene Zeit, als die luxemburgische Landwirtschaft noch einen anderen Stellenwert hatte und der Bauer ein gutes Auskommen mit seiner Hände Arbeit erwirtschaften konnte.

Das Wohnhaus des Bauernhofs besticht durch einen großen Eingangsbereich mit einer soliden Doppeltreppe und einem hübsch verzierten Vordach.

Ursprünglich trug das Gut den Namen Conzemius-Hof. Der Name „Nelsons Haff“ entstand erst, als Frau Conzemius nach dem Ersten Weltkrieg einen amerikanischen General namens Nelson kennenlernte und wenige Jahre später heiratete.

Der Hof, der sich an der Zugangsstraße zum großherzoglichen Schloss befindet, wurde nach und nach immer größer. So wurde ein zweites Wohnhaus angebaut, es kamen Stallungen und Scheunen hinzu. Ein großer Innenhof entstand.

Doch leider erlebte er nicht immer goldene Zeiten. Seit den 1980er Jahren fristete das Anwesen ein trauriges Dasein und seine Zukunft war ungewiss. Lange Jahre war es dem Verfall preisgegeben.

Das gesamte Anwesen inklusive der angrenzenden Wiesen und Felder stand zum Verkauf. Der neue Eigentümer ließ Teile der Gebäude abreißen und vermietete andere Teile an eine Holzfirma. In den ehemaligen Wohnhäusern wurden kleine Einzimmerwohnungen eingerichtet und vermietet. Rettung nahte, als der „Fonds du Logement“ zusammen mit der Gemeinde Colmar-Berg die noch existenten Gemäuer aufkaufte. Ein Feuer zerstörte schließlich auch noch einen bis dahin erhaltenen Flügel des Gebäudes. Infolgedessen wurden die Fenster und Türen der übriggebliebenen Gebäude zugemauert. 2005 wurde dann ein erstes Projekt zum Umbau des „Nelsons Haff“ vorgelegt, das aber nie umgesetzt wurde.

EIN NEUER ANFANG

Gut 10 Jahre später kam glücklicherweise wieder Bewegung in die Sache und mit Hilfe von JONAS Architectes konnte man dem historischen, zwar lange vergessenen, aber nach wie vor repräsentativen Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte wieder neues Leben einhauchen. Geplant war ein sozialer Wohnungsbau. In der ersten Bauphase wurde das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Hauptgebäude saniert und in der an das Haupthaus angebauten Scheune wurden drei Wohneinheiten mit einer jeweiligen Wohnfläche von ungefähr 115 m2 integriert. Diese Wohnungen verfügen jeweils über drei Schlafzimmer, eine Terrasse und einen Zugang zum Garten.

Aufgrund denkmalpflegerischer Überlegungen, welche den Erhalt der Fassadenvorsahen, wurde ein überdachter Übergangsraum zwischen den Häusern und der Vorderfassade gebaut. Der neue Gebäudeteil sollte wie ein „Haus im Haus“ funktionieren und sich vom Bestand gestalterisch abheben.

Das große, alte Scheunentor, das als Zugang zu den Häusern dient, konnte vor dem Abriss bewahrt werden. Die drei Einfamilienhäuser in der Scheune wurden als Holzkonstruktion gebaut und erreichen Passivhausstandard der Energieklasse A. Das Dach erhielt eine Schiefereindeckung.

Die technische Versorgung der Gebäude funktioniert über ein Kombigerät für Lüftung, Heizung und Warmwasserbereitung. Die Lüftung gewinnt durch einen Wärmetauscher bis zu 90 % der Wärme aus der Abluft zurück. Die effiziente Luft|Wasser-Wärmepumpe bezieht ihre Energie für Heizung und Warmwasser einfach und effizient aus der Außenluft.

Neben dem Scheunengebäude wurden Carports für die Bewohner vorgesehen.

Im ehemaligen Wohnhaus, dass behutsam restauriert und renoviert wurde, entstand ein Wohnheim für fünf sozial bedürftige Menschen und einen Erzieher.

Mit diesem Projekt zeigten JONAS Architectes, dass es sehr gut möglich ist, große Bauerhöfe aus den letzten Jahrhunderten zu erhalten und umzunutzen. Solch landwirtschaftliche Anwesen prägen das charakteristische Antlitz eines Dorfes in besonderem Maße. Umso häufiger historische Bausubstanz voreilig abgerissen und durch neue Einfamilienhäuser oder andere Strukturen ersetzt wird, umso stärker gerät die ortsspezifische Identität ländlicher Kultur in Gefahr. Die Mischung und die zeitliche Ablesbarkeit von Geschichte machen Orte erst spannend und lebenswert.

Das Projekt erhielt den „Sonderpreis Kulturerbe Bauhärepräis OAI 2020

ZUKUNFT

Inzwischen wurde am „Nelsons Haff“ mit der zweiten Bauphase begonnen. Auf dem benachbarten Grundstück werden sechs Einfamilienhäuser errichtet, die nach Fertigstellung zum Verkauf angeboten werden. Über dieses Projekt und dessen spezielle Bauweise berichten wir nach der Fertigstellung.