skip_to_content

HINTERGRUND :

Wir sprechen von den späten 1980er Jahren. Damals hatten Kunst und Kultur in der Hauptstadt und in geringerem Maße auch in Esch-sur-Alzette einen hohen Stellenwert. Der Norden des Landes verfügte zwar über einige Festsäle oder andere Vereinsräume, besaß aber kein Kulturzentrum, welches es mit denen der Stadt hätte aufnehmen können.

Henri Jonas, ein waschechter Ettelbrucker, dazu Architekt und Gründer des Büros JONAS Architectes hatte sich immer wieder gefragt, wie man den riesigen leeren Platz, der sich in der Verlängerung der Fußgängerzone von Ettelbruck, der Grand-Rue, in unmittelbarer Nähe zur Monopol-Einkaufszeile befand und von der Alzette begrenzt wurde, gestalten könnte. Er war davon überzeugt, dass ein Gebäude schon allein aus rein städtebaulicher Sicht die Möglichkeit bieten würde, das Stadtgefüge rund um die Place Marie-Adélaïde zu schließen und zwischen dem monolithischen Volumen des Supermarkts und den benachbarten Gebäuden, einschließlich der Musikschule, dem Ort eine nie dagewesene Identität und Aufenthaltsqualität verleihen würde.

„Die Musik ist ein moralisches Gesetz. Sie schenkt unseren Herzen eine Seele, verleiht den Gedanken Flügel, lässt die Fantasie erblühen.“ (Platon zugeschrieben)

Henri ist nicht nur Architekt. Er ist auch ein Musikliebhaber, vor allem von klassischer Musik. Ihm war es enorm wichtig, auch der Bevölkerung aus den nördlichen Gemeinden des Landes die Möglichkeit zu geben, kulturelle Veranstaltungen und Konzerte quasi vor der eigenen Haustür genießen zu können. Er setzte seine ganze Überzeugungskraft, seine Energie und sein Können in ein Projekt, das zu einem Meilenstein des nach ihm benannten Architekturbüros werden sollte. Erst einmal nahm Henri Kontakt zu dem damaligen Bürgermeister, Edouard Juncker auf, der später dem Centre des Arts Pluriels in Ettelbruck (CAPE) seinen Namen geben sollte. Im Laufe der Gespräche begann der Bau eines der Kultur gewidmeten Gebäudes in den Köpfen und auf den Skizzen von Henri und seinem Team Gestalt anzunehmen.

LÖSUNG :

Während der vielen Jahre des Planens und der Anpassungen hatte das Büro die Gelegenheit, den Entwurf zu verfeinern, bis schließlich das heutige Gebäude entstand. Der Eingangsblock – ein quadratisches Volumen, welches mit grauem Granit verkleidet auf schlanken Säulen ruht,– markiert den Eingang des CAPE. Das Gebäude ist so konzipiert, dass es ständig belebt ist, sei es von den Musikschülern, von Besuchern während Aufführungen oder als Kunstgalerie, die allen tagsüber offensteht.

Das Kulturzentrum umfasst neben zwei Aufführungssälen auch das Konservatorium des Nordens sowie verschiedene Proberäume. in diesem Gebäudeensemble, das hauptsächlich der Musik, dem Theater, dem Tanz und der Begegnung gewidmet ist, wurde selbstredend sehr großen Wert auf einen angemessenen Schallschutz zwischen den einzelnen Nutzungen gelegt, damit man ungestört proben, studieren und Aufführungen genießen kann.

Das Auditorium mit 450 Plätzen verfügt über eine Akustik, die den Erwartungen eines Musikliebhabers gerecht wird.

Für die Konzeption der Bühne und des Saals mit all seinen Finessen wurde mit spezialisierten Planungsbüros zusammengearbeitet. Die entstandene Bühne ist 14 m breit und 7 m hoch. Sie bietet Raum für diverse künstlerische Darbietungen.

Ein zweiter Saal für 150 Personen eignet sich für kleinere Aufführungen oder Jazzkonzerte. Ein Foyer mit einer Kapazität von 250 Personen bietet einen idealen Raum für Ausstellungen oder andere Veranstaltungen. Im Ganzen bietet das CAPE eine Plattform für Kunst und Kultur, die seit ihrer Entstehung auf nationaler Ebene sehr viel Begeisterung ausgelöst hat. Das CAPE wurde zu einem Vorreiter in Sachen Dezentralisierung des Kulturangebots in Luxemburg.

Die Lage am Ufer der Alzette erforderte Maßnahmen zum Schutz des Gebäudes vor den immer wiederkehrenden Hochwassern. Der Schutzbereich ist als Sockel in der Fassade erkennbar.

Im Inneren wurde dem Spiel des natürlichen Lichts besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Das CAPE ist zweifelsfrei zu einem Wahrzeichen Ettelbrucks geworden, das den Eingang der Stadt prägt.

01 06
  • Situation 1, place Marie-Adélaïde_L-9063 Ettelbruck
  • Bauherr Administration Communale d’Ettelbruck
  • Realisierung 1996 - 2001
  • Brutto-Rauminhalt (BRI) 46.600 m³
  • Beteiligte Planungsbüros Bureau Graner, Gehl Jacoby et Associés, Goblet Lavandier & Associés
  • Team Jonas Architectes Henri Jonas und das gesamte Team

Träger des luxemburgischen Architekturpreises 2001